· 

Städtevergleich Mobilität 2015 - Veränderung Modal-Splitt

Kaum ist der "Städtevergleich Mobilität 2015" publiziert, wird schon wieder auf den politischen Gegner eingedroschen und Wahlkampf betrieben, ohne dass die Daten genau studiert wurden. Da die Grünen in einer Medienmitteilung behaupten, der Modal-Splitt in Winterthur hätte sich "kein Jota" verändert, hier einige Ausführungen dazu.

 

Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob ein solcher Städtevergleich überhaupt sinnvoll ist, welche Aussagen die Studie tatsächlich macht (und welche nicht) und ob die Statistik anhand von Befragungen überhaupt auf einer soliden Grundlage basiert. Aber dazu mehr in einem anderen Blog.

 

Mobilitätsverhalten verändert sich

Glaubt man der Studie, so hat sich das Mobilitätsverhalten der Winterthurer Bevölkerung tatsächlich verändert. Betrachtet man das Gesamtverkehrsverhalten der Winterthurer Bevölkerung, so ist der Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) von 36 auf 35 Prozentpunkte (um knapp 3 Prozent) gesunken bzw. der ÖV-Anteil von 19 auf 20 Prozentpunkte (also um 5%) gestiegen. Zudem findet eine Verlagerung vom Fuss- zum Veloverkehr statt.

 

 

Stark kritisiert wird der Anteil des MIV am Binnenpendlerverkehr, welcher angeblich bei 30% liegt (so sieht die Grafik aus tatsächlich aus). Doch was sagen uns die Daten konkret? Als Pendler werden Erwerbstätige ab 15 Jahren bezeichnet, die den Wohnort verlassen um ihren Arbeitsort zu erreichen. Nicht berücksichtigt werden Schüler und Studierende. Auch nicht berücksichtigt werden sogenannte nichtpendelnde Erwerbstätige (wohnen und arbeiten am gleichen Ort). Deren Anteil hat sich laut Studie in den letzten 5 Jahren in allen Städten mindestens verdoppelt und beträgt zwischen 8 bis 10 Prozent der in den Städten wohnhaften Erwerbstätigen. Im Städtevergleich spielt das keine Rolle (da alle Städte die nichtpendelnden Erwerbstätigen nicht berücksichtigen), aber in den absoluten Zahlen für die Stadt Winterthur eben schon. Wie kann eine Aussage zum Mobilitätsverhalten der Binnenpendler korrekt sein, wenn ein massgeblicher Teil der Bevölkerung gar nicht erfasst wird?

 

 

Gemessene Werte sprechen eine andere Sprache

Das städtische Verkehrsaufkommen wird nicht nur erfragt, sondern auch gemessen. Und diese Messungen zeigen ein noch deutlicheres Bild. Die Anzahl Motorfahrzeuge, welche die Messpunkte in der Winterthurer Innenstadt passierten, hat sich gegenüber 2010 um 4 Prozent reduziert und ist an der Stadtgrenze nur leicht gestiegen. Hingegen ist die gemessene Anzahl ÖV-Passagiere mit plus 7 Prozent deutlich gestiegen, entlang der Stadtgrenze sogar um 10 Prozent. Die Anzahl Velofahrten sollen sogar um 34% zugenommen haben. Da die Velofahrer leider nur an einem einzigen Ort in der Stadt automatisch gezählt werden, ist die Zahl wohl nicht korrekt.

 

 

Egal, auf welcher Seite man politisch steht, sollte man solche Studien ganz lesen. Denn nur dann kann man die richtigen Schlüsse ziehen. Wenn man nur soweit liest, bis man die eigene Meinung bestätigt findet, ist ein Irrweg vorprogrammmiert.

 

Hier der Link zur Studie für alle, die sich selber ein Bild machen möchten: https://stadt.winterthur.ch/gemeinde/verwaltung/bau/amt-fuer-staedtebau/formulare-downloads/staedtevergleich-mobilitaet

Kommentar schreiben

Kommentare: 0