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Wahlkampf - Erfahrungen für's Leben

Momentan nehme ich jede Woche mindestens an zwei Standaktionen der FDP in der Marktgasse oder in den Quartieren teil. Das ist keine mühsame Pflicht, sondern immer wieder eine spannende Erfahrung.

 

Frauen – weil es um mehr geht als das Stimmrecht
So hatten wir beispielsweise eine Standaktion, an der zahlreiche FDP-Frauen teilnahmen. Beim Kaffee danach sprachen wir plötzlich über das Frauenstimmrecht und das politische Engagement der Frauen. Irène Thomann, ebenfalls Kandidierende auf der FDP-Liste, erzählte, wie sie an vorderster Front für das Frauenstimmrecht kämpfte und an Demonstrationen teilnahm. Sie rief in Erinnerung, dass eine verheiratete Frau vor dieser Abstimmung kein eigenes Bank-Konto eröffnen durfte und die Männer ihre offizielle Zustimmung geben mussten, wenn eine Frau arbeiten wollte – heute unvorstellbar. Dabei ist die Einführung des Frauenstimmrechtes keine 50 Jahre her. 

Umso erstaunlicher ist es, dass gerade die Frauen über 60 sich deutlich weniger an Wahlen beteiligen als die Männer im gleichen Alter (Auswertung nach den Gemeinderatswahlen 2014). Ausgerechnet jene, welche für dieses Stimmrecht kämpfen mussten. Frauen haben die Mehrheit in der stimmberechtigten Bevölkerung. Würden mehr Frauen Frauen wählen, hätten wir eine Mehrheit im Parlament. Woran liegt es also, dass im Winterthurer Parlament nur 1/3 Frauen sind? Diese Frage beschäftigt mich noch immer. 

Schwarz – oder wenn Vorurteile ausgrenzen
Freundlich grüsste ich in der Marktgasse einen Mann mit schwarzer Hautfarbe und fragte ihn, ob ich ihm auch eine Wahlempfehlung mitgeben dürfe. Seine Augen strahlten. Er nahm meine Hand, gratulierte und dankte mir. Dann erzählte er mir stolz, seine beiden Kinder seien in der Schweiz geboren und seine ganze Familie habe den Schweizer Pass. Trotz hoher Präsenz fast aller Parteien habe ihn in der ganzen Marktgasse bisher niemand angesprochen. Er sei bestens integriert, doch werde er – bewusst oder auch unbewusst – ausgegrenzt. Seine Reaktion zeigte: Es schmerz ihn. Ja, es ist Aufgabe der Ausländer, sich in unserer Gesellschaft zu integrieren. Aber auch wir müssen unseren Beitrag dazu leisten!