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Arbeitsplatz der Zukunft – Chefsessel für alle?

Heute sollen wir Zukunft gestalten – dabei laufe ich gerade im Hamsterrad des Alltags und versuche die Herausforderungen der Gegenwart erfolgreich zu meistern. Wo wollen wir in 20 Jahren sein?Ja wo bin ich denn heute? Gibt es dann noch die hierarchischen Entscheidungsstrukturen, die viele von uns gewohnt sind? Wollen/können alle Menschen Verantwortung tragen? Wir müssen flexibler sein! Na klar, aber was ist mit dem Sicherheitsbedürfnis der Mitarbeitenden? Flexibilität und Sicherheit – spannende Gegensätze oder ein gemischtes Doppel in der Arbeitswelt von Morgen? Fragen über Fragen, die mich auf dem Weg zum Xing-Workshop mit Senem Wicki, der Zukunftsforscherin, beschäftigen.

 

Im grossen Bürotheater, wie die Schoch Werkhaus AG ihre Arbeitswelt nennt, erwartet mich bereits ein bunter Haufen von Menschen mit unterschiedlichster Herkunft. Beim gemeinsamen Morgenkaffee wird klar, dass es sich dabei um engagierte Vertreter aus Wirtschaft, Bildung und Politik, junge Studierende und ältere Damen handelt. Spannenderweise bin ich auch eingeladen.

 

Wohin des Weges?

Im Input-Referat von Senem Wicki wird mir klar: Wir sollen uns nicht mit den aktuellen Trends und deren Chancen und Risiken befassen, sondern vielmehr mit den Fragen: Wohin wollen wir eigentlich und wie kommen wir dort hin? Dass sich die Welt und auch die Arbeitswelt verändert, ist allen klar. Wohin es gehen könnte zeigt uns Daniel Freitag von den Freitag-Taschen (wer kennt sie nicht?). Holacracy. Arbeiten ohne Stellenbeschreibung in sich immer wieder verändernden Teams, Einsatz gemäss den persönlichen, sich auch verändernden Kompetenzen statt entlang der Hierarchie, Menschen mit Rollen im Team und Menschen, die gemäss ihren Rollen und ihren Fähigkeiten Entscheide treffen statt dem Chef – den meisten Teilnehmern, die sich hierarchisch organisierte Firmen und Entscheidungsprozesse gewohnt sind, raucht jetzt schon der Kopf. Alles im Fluss und die permanente Veränderung als einzige Konstante; können wir damit umgehen? Das Grundkonzept ist zwar den meisten fremd, weckt aber grosses Interesse.

 

Bisheriges vergessen um Neues zu lernen

In diversen Workshops zu den Themen Arbeitsplatz, Arbeitsmarkt, Verantwortung und Unlearning tauschen sich die Mitwirkenden anschliessend in Worldcafés aus. Von der Neugier getrieben ist ein gemeinsames Herantasten an das Thema «Holacracy» festzustellen. Jeder bezieht seine Betrachtungen auf das gerade aktuelle persönliche Arbeitsumfeld. Vergessen oder neudeutsch «Unlearning» gelingt allen Teilnehmenden nur mässig. Die Voten zeigen: das Bild der visionären Zukunft wurzelt immer wieder in der individuellen Gegenwart. Der Gedanke, Verantwortung zu teilen, fasziniert. Wobei Verantwortung zu übernehmen genau so schwierig scheint wie Verantwortung abzugeben. Partizipative Prozesse, kollektives Lernen – nur Schlagworte oder doch erstrebenswert? Und was ist mit all den liebgewordenen Ritualen, die uns Sicherheit geben? Sollen/wollen wir die einfach über Bord werfen auf dem unsicheren Weg zu neuem? Entstehen neue, tragfähige Rituale?

 

Vertrauen – in die Menschen, die Prozesse, die Unternehmenskultur, in das berufliche Umfeld

Die Aufbruchstimmung ist unter den Teilnehmenden deutlich zu spüren – die Unsicherheit auch. Dabei ist Vertrauen eigentlich ein wesentlicher Faktor für die Bereitschaft, sich mit und in einer Organisation zu verändern. Mich begeistern an der heutigen Zukunftswerkstatt die Gesprächskultur, die unterschiedlichen Blickwinkel, das gemeinsame Weiterentwickeln von Gedanken. Heute habe ich viele Menschen kennen gelernt, denen ich gerne wieder begegnen möchte.

 

Dass sich mit Senem Wicki eine Zukunftsforscherin, mit Xing eine Netzwerkplattform und mit der Schoch Werkhaus AG ein innovatives Unternehmen zusammenschliessen, um ein so spannendes Thema zu bearbeiten, ist ein Gewinn für alle Beteiligten. Ein sinnvoll investierter Tag – fernab vom alltäglichen Hamsterrad.

 

Romana Heuberger, Kleinunternehmerin, Verwaltungsrätin und Gemeinderätin