Betreffend Klima haben wir nun folgende Handlungsoptionen:
1) Steigerung der Effizienz von Elektrogeräten, Mobiliät etc. sowie Umstellung auf erneurbare Energien – hier sind die Forschung und die Unternehmen gefordert- viele Freisinnige sind hier an forderster Front sehr aktiv
2) Wir können die Bevölkerung überzeugen, das eigene Verhalten eigenverantwortlich zu verändern - mit Argumenten oder Anreizen, was der Ansatz unseres Vorstosses ist
3) Wir können die Bevölkerung durch Gesetze zur Verhaltungsänderung zwingen und damit drastische Umerziehungsmassnahmen lancieren, hinter denen wir nicht stehen können.
Die Voraussetzung dafür, dass die Bevölkerung das persönliche Verhalten eigenverantwortlich verändert ist, dass sie ihre Handlungsoptionen kennt. Die Diskussionen um die aktuellen Klimademonstrationen haben aber gezeigt, dass genau dies nicht der Fall ist.
Spannend ist, dass in Rahmen der Klimaproteste viele Medien damit angefangen haben, solche Informationen zu verbreiten. Dass auch die Bevölkerung diese Informationen sucht zeigt eine Aktion von 20Minuten im Anschluss an eine Klimademo, bei der innert wenigen Stunden über 130 Leseranfragen zum Thema «Recycling» eingereicht wurden. Würde die Information der Bevölkerung nichts bewirken, dann würden auch die Klimademonstrationen nichts bewirken. Diese sind der beste Beweis dafür, dass Informationen aufrütteln können und etwas bewegen.
Die Stadt Winterthur hat zahlreiche Kanäle und Möglichkeiten, der Bevölkerung Handlungsoptionen aufzuzeigen. Die vorhandenen Informationskanäle sollen systematischer und breiter in der Thematik zur Information genutzt und auch ein Controlling der Zielerreichung geprüft werden – und zwar ab sofort. Wir bitten Sie deshalb, die Dringlichkeit dieser Interpellation zu unterstützen.
Argumentation
Gut informierte EinwohnerInnen sind die Grundvoraussetzung dafür, dass sich mündige Menschen eigenverantwortlich verhalten und eine Abwägung der Vor- und Nachteile ihrer Verhaltensoptionen vornehmen können. Wie sich aber aus der Diskussion um den Klimawandel gezeigt hat, weiss ein beachtlicher Teil der Bevölkerung nicht, welche Auswirkungen das persönliche Verhalten auf die Umwelt hat.
Wer weiss schon, dass Polyester, welches immer häufiger in unseren Kleidern (z.B. in der stark ansteigenden sportlichen funcional ware) verarbeitet wird, beim Waschen der Kleider in die ARA kommt, dort aber nicht aufgelöst werden kann und deshalb in den Wasserkreislauf kommt. Mittlerweile können die Polyesterpartikel bereits im Körper der Menschen nachgewissen werden. Alternative, umweltschonende Stoffe werden bereits angeboten, aber von der Bekleidungsindustrie nicht nachgefragt.
Oder wisst ihr, dass jeder Einwohner jährlich 15 Kilogramm Elektroschrott produziert. In Winterthur entspricht dies rund 1'700 Tonnen. Eine Tonne rezyklierte Elektro- und Elektronikschrott entsprechen der Umweltbelastung von 247'000 Kilometer Zugfahrt, was 48 x dem Schweizer Schienennetz entspricht. Oder um es in Winterthurer Zahlen zu sagen – Zugsfahren in der Länge von über 80'000 x das ganze Schweizer Schienennetz. Durch das Sammeln von Elektro- und Elektronikschrott erzielen wir den 30 x höheren Umweltnutzen, als wenn wir die gleiche Menge Papier- und Karton sammel. Müssen wir also immer die neusten technischen Gadgets haben?
Oder wer weiss schon, dass der Umweltnutzen des Recyclings seit 1992 um den Faktor 3.3 gesteigert werden konnte und dass wir mit der Vermeidung von 1/3 unseres Foodewaste gleich viel CO2 reduzieren wie 500'000 Autos produzieren?
Im Faktenblatt zum Energiekonzept 2050 der Stadt Winterthur ist folgendes festgehalten: «Eine aktive Kommunikation der Zielsetzungen, der Massnahmen sowie der Handlungsmöglichkeiten jedes einzelnen seitens der Stadt Winterthur ist unerlässlich».
Entsprechend informiert die Stadt Winterthur die Bevölkerung bereits heute über Umweltthemen. Die Auswahl der Themen und der Informationskanäle (und damit auch der Zielgruppen) scheint aber sehr zufällig zu sein. Autos, Gebäudesanierung und Foodwaste scheinen die einzigen relevanten Themen. Und was ist mit den anderen obengenannten Themen oder dem Thema «Steigerung der Effizienz»? Zudem wird die Wirkung der städtischen Kommunikation in keiner Weise geprüft. Deshalb sehen wir hier Handlungs- bzw. Optimierungsbedarf.
Wir sind überzeugt davon, dass durch eine bessere Information der Bevölkerung für die Umwelt einiges bewegt werden kann und dass es uns mit guten Argumenten in weiten Bereichen möglich ist, eine bewusste Interessenabwägung in der Bevölkerung zu forcieren. Dies muss geschehen, bevor wir die grosse Keule der gesetzlichen Verbote schwingen.