Am 27. November 2020 stimmt die Bevölkerung der Stadt Winterthur über einen Kredit von 59,4 Mio. für den Bau der Querung Grüze zu Lasten der Investitionsrechnung des allgemeinen Verwaltungsvermögens ab. Voraussichtlich wird sich der Kanton Zürich mit 35,9 Mio. aus dem Strassenfonds und der Bund mit 21,6 Mio. Franken aus dem Agglomerationsprogramm an diesem Projekt beteiligen, womit für die Stadt Winterthur noch Investitionen von rund 5 Mio. Franken verbleiben. Der Winterthurer Gemeinderat hat der geplanten Querung Grüze mit 48 Ja zu 5 Nein bei einer Enthaltung klar zugestimmt. Die Parteimitglieder der FDP stimmten der Vorlage an der Parteiversammlung vom 13. Oktober 2020 mehrheitlich zu.
Projekt zentral für Entwicklung in Neuhegi-Grüze
Neuhegi-Grüze befindet sich in einer dynamischen Veränderungs- und Wachstumsphase. Gemäss städtischer Planung verfügt das Gebiet über weitere Entwicklungsflächen für rund 10‘000 zusätzliche
Arbeitsplätze und 3‘000 Bewohnende. Zentrale Voraussetzung zur Entwicklung dieses Gebiets ist ein gut funktionierendes Verkehrssystem für alle Verkehrsteilnehmer. Der Bahnhof Grüze erhält
etappiert ab 2035 bis 2050 ein S-Bahn-Angebot vergleichbar mit dem des Winterthurer Hauptbahnhofs. Ein wichtiger Bestandteil dieses Leistungsausbaus ist die Realisierung des Bahnhofs „Grüze
Nord“, dessen Finanzierung (12,9 Mia. Franken) das Bundesparlament im Juni 2019 im Rahmen des Agglomerationsprogrammes bewilligt hat.
Gesamtprojekt dient zur Entlastung des HB
Die geplante Brücke über die SBB-Geleise beim Bahnhof Grüze zwischen der St. Gallerstrasse und der Sulzerallee ist Teil des ÖV-Hochleistungskorridors Töss-Hauptbahnhof-Neuhegi. Sie schafft
Umsteigemöglichkeiten von städtischen wie regionalen Busverbindungen auf S-Bahnverbindungen von und nach Zürich und wird damit zur zentralen Verkehrsdrehscheibe von Bahn und Bus in diesem Gebie.
Die Brücke bildet somit eine wesentliche Grundlage zur Weiterentwicklung des Stadtgebietes Neuhegi-Grüze. Das Gesamtprojekt soll zudem den Winterthurer Hauptbahnhof, welcher bereits heute an
seiner Kapazitätsgrenze angelangt ist, massgeblich entlasten.
Wesentliche Elemente zur Verkehrserschliessung fehlen
Im Projekt nicht enthalten sind die noch fehlende Veloquerung
Grüze, welche Teil der Veloschnellroute Neuhegi-Grüze bis Stadtzentrum ist, und die gemäss ersten Schätzungen Kosten von rund 20 Mio. Franken verursachen wird. Ursprünglich war geplant, die
Veloerschliessung ebenfalls mit der Querung Grüze zu realisieren. Die Querung ist jedoch aufgrund der gegebenen Rahmenbedingungen zu steil und zu schmal geworden. Eine Velospur konnte nur auf
einer Seite der Brücke umgesetzt werden. Ebenso fehlt der Anschluss der Brücke an die St. Gallerstrasse. Dort sind punktuelle Anpassungen notwendig und es wird eine Busspur hin zum Knoten
St.Galler-/Grüzefeldstrasse realisiert. Diese Massnahmen werden als separates Projekt aufgelegt, für die noch keine Kostenschätzung vorliegt.
Aus Freisinniger Sicht besonders störend ist, dass für die MIV-Erschliessungsstrasse, welche im Städtischen Gesamtverkehrskonzept 2010 verankert und seit 2014 im Richtplan eingetragen ist, bisher weder ein Zeitplan noch ein Vorprojekt, geschweige denn eine konkrete Umsetzungsvorlage vorliegt. In der Gemeinderatsdebatte über die Querung Grüze wurde die Strasse von einigen GGR-Mitgliedern bereits in Frage gestellt, während der Stadtrat immer noch betont, dass er an der Erschliessungsstrasse Neuhegi-Grüze für den motorisierten Individualverkehr als wichtigem Bestandteil zur Verkehrserschliessung von Neuhegi-Grüze festhält.
Die FDP-Fraktion ist der Meinung, dass nach zehnjähriger Planung das vorliegende Projekt Querung Grüze als wesentliches Element der künftigen ÖV-Strategie und als
wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Weiterentwicklung des Stadtgebietes Neuhegi-Grüze gebaut werden soll und empfiehlt deshalb den vorliegenden Investitionskredit von 59,4 Mio. Franken
ebenfalls zur Annahme.
Romana Heuberger, Gemeinderätin/Mitglied Kommission Bau und Betriebe