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Der Bau von zusätzlichem Wohnraum ist nötig – aber bitte mit Augenmass!

Die Wohnraumsituation in Winterthur bleibt angespannt. Per 1. Juni 2025 standen in unserer Stadt gemäss Bundesamt für Statistik nur 104 Wohnungen leer. Dies entspricht einer Quote von 0.18 Prozent und liegt deutlich unter dem schweizerischen Durchschnitt. Zwischen 2005 und 2024 wuchs der Bestand um über 12'000 Wohnungen – im Schnitt mehr als 600 pro Jahr. Mit nur 335 neu erstellten Wohnungen im Jahr 2024 erreichte der Zuwachs den tiefsten Wert seit 2012. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 wurden noch über 2'200 Wohnungen gebaut. 

 

Die Entwicklung der Leerstandsquote war stets schwankend: 2007 sank der Leerstand auf nur 64 Wohnungen (0.13%), 2018 waren es immerhin 413 (0.75%). In den letzten 20 Jahren lag ihr Wert schon einige Male tiefer als im 2025. Trotzdem zeigt sich: Das Angebot an Wohnungen bleibt knapp und entsprechend steigen die Preise voraussichtlich weiter. 

 

Win-win im Wohnungsbau
Der Entwurf des neuen Richtplans, den der Stadtrat dem Stadtparlament vorgelegt hat, setzt auf sechs Verdichtungs- bzw. Schwerpunktgebiete. Das macht Sinn, denn eine Siedlungsentwicklung nach innen wird vom Raumplanungsgesetz gefordert. Diese muss aber mit Qualität erfolgen. Abwechslungsreiche Grünräume und attraktive bauliche Gestaltung sind nötig, damit sie die Bevölkerung mitträgt. Der Stadtrat plant, den Ausbau der Schwerpunktgebiete über Sondernutzungs- und Gestaltungspläne zu steuern. Doch wer diese Instrumente kennt, weiss: Das wird fast ein Jahrzehnt dauern, bis hier tatsächlich Wohnungen entstehen können.  

 

Deshalb schlägt die FDP vor, in den betroffenen Gebieten die Ausnützungsziffer um 30% zu erhöhen. So können Projekte rascher realisiert werden. Gleichzeitig sollen rund 20% der neuen Wohnungen zu günstigen Konditionen angeboten werden müssen – ein Beitrag zu sozial ausgewogenem Wohnen. Im Gegenzug verzichtet die Stadt auf die Erhebung des Mehrwertausgleichs von 40%. Gleichzeitig müssen die Rahmenbedingungen geschaffen werden, um attraktiven Wohnraum für gute Steuerzahler zu schaffen. Hier braucht es primär rasche Baubewilligungsverfahren, gute Baugrundstücke und private Bauherren, welche diese umsetzen. Was es vorallem nicht braucht sind immer mehr Vorschriften für den Bau - wie etwa die völlig abverheite (da viel zu hoch angesetzte) Grünflächenziffer, die niemand hätte sinnvoll umsetzen können.

 

Winterthur wächst weiter. Doch dieses Wachstum muss mit Augenmass geschehen; bedarfsgerecht, sorgfältig und mit hoher Lebensqualität. 

Abbildung: Entwicklung Leerwohnungen, Neuwohnungen und Leerstandsquote in Winterthur gemäss BFS Leerwohnungsstatistik BFS (2025, https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/bau-wohnungswesen/wohnungen/leerwohnungen.html)